Getränkeinnovationen mit hopfiger Inspiration

Was bringt ein Hopfenhandelsunternehmen dazu, mit Kefir und Energy Drinks zu experimentieren? Die Antwort ist einfach: Konsumgewohnheiten ändern sich und das hat Auswirkungen auf die gesamte Prozesskette der Getränke- und Liquid-Food-Industrie … Von den Rohstofflieferanten bis hin zum Marketing. Mit dem Leitthema Lifestyle & Health rückt die drinktec den Fokus auf einen globalen Megatrend, der die Produktentwicklung bei vielen Ausstellern und Besuchern beeinflusst. Im Gespräch mit Lukas Klein, Braumeister bei BarthHaas, wird deutlich, wie unerlässlich es ist, sich stetig weiterzuentwickeln.

Veröffentlicht am 09/07/2025

Lifestyle & Health
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Tee- und Kaffeegetränke
Saft & Nektar
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Ein Beitrag von

Lucia Baier

Content Managerin

YONTEX GmbH & Co. KG

Lukas Klein, Braumeister bei BarthHaas

Inspiration Range zeigt alternative Fermentationsgetränke und neue Einsatzgebiete für Hopfen bei Lifestyle-Getränken

Gespräch mit Lukas Klein

Wieso findet man in eurer Versuchsbrauerei Kefir und Kombucha? Bei einem Hopfenhandelsunternehmen würde man eigentlich erwarten, dass es ausschließlich um Bier geht …

Lukas Klein

Mit unserer Inspiration Range – einer limitierten Getränkeserie, die wir jedes Jahr extra für unsere Messeauftritte auf der drinktec und der BrauBeviale entwickeln – wollen wir zeigen, was mit unseren Hopfenprodukten möglich ist. Seit vier Jahren haben wir neben Bier, auch non-beer Getränke mit in der Inspiration Range. Im Kern geht es um folgende Fragen: Wie kann sich eine Brauerei breiter aufstellen, um auf veränderte Konsumgewohnheiten zu reagieren? Wie können unseren Kunden mit ihrem bestehenden Equipment ihr Portfolio erweitern und damit neue Zielgruppen erreichen? Und wie kann BarthHaas neue Kundengruppen aus der Lebensmittelindustrie erreichen? Da spielen Konsumtrends, Wachstumssegmente und alternative Fermentationsgetränke wie Kefir oder Kombucha eine zentrale Rolle. Deswegen findet man in unseren Tanks auch ab und zu Exoten …

Wie geht ihr bei der Entwicklung der Inspiration Range vor?

Lukas Klein

Die Serie besteht immer aus acht Getränken: vier Biere und vier non-beer Drinks. Wir wählen jedes Jahr bestimmte Hopfensorten und Hopfenprodukte aus, die im Fokus stehen. Zudem beobachten wir die Marktentwicklung und Verbrauchertrends. Aus diesen Rahmenbedingungen erarbeiten wir dann in mehreren Schritten die einzelnen Getränke für unsere Inspiration Range. Zentrale Vorgabe ist dabei immer, dass eine Umsetzung realistisch und skalierbar ist. Ich hätte dieses Jahr z.B. gerne mit einem Hafer Drink experimentiert. Unsere ersten Versuche haben aber gezeigt, dass der Produkteinsatz beim Hopfen so hoch sein müsste, dass sich ein solches Getränk nicht wirtschaftlich produzieren lässt. Dann schafft es diese Idee auch nicht in unsere Auswahl, denn unser Fokus liegt ganz klar auf der Machbarkeit für unsere Kunden.

Wenn dann die Auswahl feststeht, entwickeln wir – teilweise mit Kooperationspartnern – für jedes Getränk ein Rezept auf Basis von Erfahrungswerten, was Geschmacksschwellen, Produkteinsatz, Aromaprofil und Optik angeht. Das läuft dann ein Stück weit nach dem Trial-and-Error-Prinzip. Wenn wir im Team dann mit dem Rezept zufrieden sind, ist ein großes Verkosterpanel von 20-30 Kolleginnen und Kollegen gefragt. Diese verkosten dann die Prototypen mit verschiedenen Dosagen und mit den Ergebnissen daraus erfolgt dann der Feinschliff der Rezepte. Als Sample für den Messeauftritt und für Kundenbesuche füllen wir dann von jedem fertigen Getränk rund 600 Dosen ab.

Das drinktec Leitthema Lifestyle & Health zielt auf den Megatrend „gesundheitsfördernde“ Getränke ab. Welche Hopfeninhaltsstoffe sind in diesem Zusammenhang besonders interessant?

Lukas Klein

Xantohumol wird als Antioxidans mit gesundheitsfördernden Eigenschaften assoziiert. Health Benefits sind grundsätzlich schwierig zu vermarkten, da die Health Claims Verordnung ganz klare Grenzen setzt. Bei unseren Rezepten steht daher der Lifestyle-Aspekt im Vordergrund. Den haben wir z.B. mit unserem Hop & Relax Eistee adressiert, der auf die sedative, also entspannende Wirkung von Hopfen setzt. Bei unserem Hop Water geht es um ein hydrierendes Getränk, das durch natürlichen Hopfenextrakt eine besondere Aromanote bekommt.

Für das Hop Water oder andere Getränkeinnovationen kann man wahrscheinlich keine Pellets verwenden … Welche Produkte bieten sich hier an und wie wird der Hopfen dabei verarbeitet?

Lukas Klein

Wir arbeiten mit verschiedenen Extraktions- und Destillationsverfahren, um die Hopfeninhaltsstoffe schonend zu verarbeiten und zu konservieren. Dabei können wir die ölreichen Komponenten von den Bitterstoffen trennen und unabhängig voneinander nutzbar machen.

Spectrum ist beispielsweise ein fließfähiger ölreicher Extrakt aus CO2-Extraktion, mit einem Ölanteil von bis zu 9%. Quasi ein flüssiges Pellet ohne Bittere, welcher wasserlöslich im Kaltbereich eingesetzt werden kann. Damit lässt sich das komplexe Geschmackserlebnis im Hop Water erzeugen. In unserem Hoppy Kefir haben wir Spectrum ebenfalls eingesetzt.

Mit einem speziellen Destillationsverfahren können leicht flüchtige Aromastoffe wie Thiole, Terpene oder Ester gut eingefangen werden. Mit einem speziell dafür entwickelten Extrakt, der als Aroma Plattform für diese speziellen Öle dient, lassen sich diese leicht flüchtigen Aromastoffe schonend verarbeiten und gut in Lösung bringen. PHAs funktionieren ähnlich allerdings mit anderen Trägerstoffen, z.B. Propylenglycol oder wasserbasiert. Das haben wir beispielsweise bei unserem RTD-Cocktail oder bei dem funktionellen Getränk Hop & Relax eingesetzt.

Braucht es bei diesen Spezialprodukten dann die klassischen Hopfenpellets überhaupt noch?

Lukas Klein

Uns geht es nicht darum, Pellets vollständig zu ersetzen. Bei der Inspiration Range steht der Proof of Concept im Fokus, mit dem wir die Einsatzbereiche unserer innovativen Hopfenprodukte zeigen können. Es handelt sich um flexible Produkte, die als Add-ons, mit einem sehr engen Scope genutzt werden können. Wir wollen zeigen, dass man einzelne Komponenten aus dem Hopfen nutzen kann, um z.B. ein Aromaprofil zu schärfen, ein Schaumproblem zu lösen oder die Bittere nachzudosieren.

Gleichzeitig besteht die Möglichkeit traditionelle Produkte, wie eben Pellets, komplett mit unseren Advanced Produkten zu ersetzen. Das ist aber dem Kunden überlassen – wir helfen und beraten jedoch gerne.

Wir zeigen Brauereien die zusätzlichen Optionen auf, die sie haben und ermöglichen ein Herantasten. Das gilt aber natürlich v.a. für Brauereien außerhalb Deutschlands, da das Einsatzgebiet jenseits des Reinheitsgebotes liegt. Das wird bei unseren Bieren in diesem Jahr besonders deutlich …

Auf welche Inspirationen dürfen sich die drinktec Besucher im September freuen?

Lukas Klein

Beim den vier Bieren steht das Thema Efficency im Mittelpunkt. Wir zeigen, wie man aus dem gleichen Basisbier ein Lager, ein alkoholfreies Lager, ein Pale Ale und ein Wit Bier machen kann. Das ist für traditionelle Brauer natürlich extrem gewöhnungsbedürftig, aber auf dem internationalen Markt ein absolut relevantes Thema.
In der non-beer Kategorie bringen wir in diesem Jahr mit einer Zitronenlimonade einen absoluten Klassiker mit auf die drinktec. Das ist einfach immer noch einer der am weitesten verbreiteten Softdrinks. Bei uns bekommt er aber einen hazy Kick. Mit dem Hop Water und unserem Hoppy Energyzer bedienen wir die weltweit angesagten funktionalen Getränke. Energydrinks sind immer noch eine Wachstumskategorie. Da kommt es jetzt darauf an herauszustechen und das gelingt z.B. mit einer interessanten Hopfennote. Und bei den alternativen Fermentationsprodukten schenken wir dieses Jahr ein Hoppy Cider auf der drinktec aus. Denn Cider legen weltweit immer noch im Ausstoß zu. Wir freuen uns auf den Austausch mit Kunden und Interessenten und sind natürlich gespannt auf das Feedback zu unserer Inspiration Range 2026.

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